Leseprobe:

„Du lachst, aber mir war nicht zum Lachen zu Mute. Weißt du, wenn er das mit einem Augenzwinkern gesagt hätte, hätte ich auch gelacht. Aber der meint es todernst. Weißt du wie der heißt? Schwätzer. Irgendwann werde ich ihm ins Gesicht schleudern, ‘nomen est omen’ mal sehen ob der den Spruch auch kennt.“
Jetzt lachten beide.
„Und dann die Rudeck, die ist einundvierzig Jahr alt. Die sieht eigentlich ganz gut aus, hat eine gute Figur und ihr Gesicht ist recht hübsch. Aber dadurch, dass sie immer die Mundwinkel hängen lässt, wirkt sie sauertöpfig wie eine alte Jungfer. Ich weiß ja nicht, was sie in ihrem Leben so alles durchmachen musste, dass sie immer so verdrossen herumläuft, mir geht das jedenfalls auf die Nerven. Wenn sie lächelt, wenn man das lächeln nennen kann, hebt sie gerade mal den einen Mundwinkel in die Höhe. Dann ist sie auch unglaublich neugierig. Sie wühlt auf anderer Leute Schreibtisch herum, ich weiß nicht, was sie eigentlich sucht. Ich hab sie schon ein paar Mal erwischt. Sie belauscht jedes Gespräch, spitzt überall die Ohren, das kannst du ihr richtig ansehen, wenn sie nicht merkt, dass sie beobachtet wird. Und geizig. Die streitet sich wegen eines Pfennigs für die Kaffeekasse. Unangenehm, die ist richtig unangenehm.“
Anni lachte wieder: „So was darf dich doch nicht aufregen, mit so jemanden wirst du doch leicht fertig.“
„Ja schon, wenn das ein Einzelfall wäre, aber alle zusammen machen mich fertig. Unser Jörg, Jörg Kaballa, jung dynamisch, in den Dreißigern. Ein Schönling. Glaubt alle Frauen müssten ihm zu Füßen liegen. Selbst vor mir macht er nicht halt, vor der soviel älteren. Er will bestimmt nichts von mir, er benutzt mich als Spiegel. Meine Augen sollen aufleuchten, wenn er in der Nähe ist, er möchte sich sonnen in der Bewunderung anderer. Er steht da und macht eine affektierte Kopfbewegung, damit seine Haare sexy nach hinten fliegen. Seiner Meinung nach, sind Frauen nur für eins gut, fürs Bett. Seine Eroberungen gehen in die Hunderte, sagt er. Ob er irgendein Verhältnis mit einer meiner Kolleginnen hat, weiß ich nicht. Wenn, dann halten sie es sehr geheim. Er ist sehr ehrgeizig. Er sitzt mit dem Kollegen Schwätzer zusammen und bei denen kracht es ständig.

Ein Machtkampf. Unsere junge Kollegin, Viktoria Keller, bezeichnet er als Nymphomanin. Ausgerechnet er. Aber bei ihm heißt das Potenz und bei der Keller ist es nymphoman.
Meine liebe Kollegin Keller, sie ist einundzwanzig Jahre alt, will selbst bewundert werden und deshalb können die beiden sich nicht riechen. Außerdem hält sie den Kaballa mit seinen vierunddreißig Jahren, für uralt. Was ihn schwer ankommt. Dass sie nymphoman sein soll, glaube ich nicht. Sie ist hübsch, wenn auch auf eine etwas gewöhnliche Art. Hat fingerdick Make up im Gesicht und trägt die blonden Haare in einem voluminösen Wuschelkopf. Ihre Röcke und Kleider sind mehr als Mini, eher so breite Gürtel und sie stöckelt auf zehn Zentimetern Stöckelschuhen herum. Ihr Hintern hat Kürbisform, was nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Trotzdem starren alle Männer wie gebannt auf ihren Hintern. Sie ist sehr eitel, hat immer einen Spiegel parat, um den Sitz ihrer Haare und ihres Make ups zu kontrollieren. Sie wirkt sehr überheblich. Meiner Meinung nach ist sie einfach nur unsicher und versteckt sich hinter ihrem Make up. Aber sie nervt. Ihre Stimme ist piepsig, irgendwie unnatürlich.

Multiple Rache– Kriminalroman von Charlotte Mautz
76 Seiten
Format DIN A 5, Softcover
8,20 Euro inkl. Versandkosten


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